St. Florian beflügelte Musiziergeist

19.09.2014 23:25

Von Georgina Szeless

Nicht zu verwechseln mit dem traditionsreichen Linzer Brucknerfest im Herbst sind die seit langer Zeit in St. Florian veranstalteten „Brucknertage“, die am Dienstag einen festspielgleichen Konzertabend boten. Der Zulauf war enorm, die Stiftsbasilika voll besetzt. Ein gewohntes Bild, überhaupt wenn Werke Bruckners auf dem Programm stehen. Ein orchestrales wie vokales Großaufgebot hatte das Presbyterium total eingenommen, denn die „Brucknertage“ haben ihre eigenen Musiker und Sänger, von denen vermutlich jeder mitspielte.

Das Altomonte-Orchester, 1996 von Augustinus Franz Kropfreiter und Thomas Wall gegründet, versteht sich als Hüter der Florianer Kirchenmusiktradition und vereint Musiker aus mehreren Ländern, die an diesem speziellen Ort von einem wachsamen Musiziergeist erfüllt sind. Das ließen sie auch spüren, genauso wie der Chor der Florianer Chor-Akademie, einstudiert von Edgar Wolf, als herausragende Singgemeinschaft.

Uraufführung bestellt, aber abgesagt

Chor und Orchester hatten keine leichte Aufgabe, denn die bestellte, aber aus technischen Gründen abgesagte Uraufführung des Vorarlberger Komponisten Michael Floredo zwang zu einer Umstudierung auf Giacomos Puccinis „Messa di Gloria“ (1880). Nicht umsonst ist das für die Sänger auch physisch höchst anstrengende Werk des Opernkomponisten weitgehend unbekannt und schwer zu bewältigen. Daher allen Respekt für die Aufführung mit Matthias Giesen am Pult, der, auf exakte Einsätze bedacht, bei dem Riesenapparat die Probleme der Übereinstimmung von Chor und Orchester zufriedenstellend löste. Man erwähne nur die mörderisch-stimmraubende, gut gelungene „Gloria“-Fuge. Von der Gefahr, vom Orchester „zugedeckt“ zu werden, blieben die Solisten Christian Havel (Tenor) und Michael Wagner (Bass) aber nicht ganz verschont.

Da hatte man es leichter mit Bruckner. Seine frühe g-Moll-Ouvertüre WAB 98 und den späten 150. Psalm für Solo-Sopran (Regina Riel), Chor und Orchester WAB 38 als Rahmenbeitrag ins Programm zu nehmen, war „Ehrensache“. Herzlicher und stärker klang dann auch der Schlussapplaus für den Genius loci.

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